Wir hatten nicht jeden Tag sieben Stunden Unterricht, manchmal waren es auch nur fünf. Dann fuhren wir mit dem Rad in ein nahe gelegenes Café, trafen uns dort mit anderen Schülern und tranken Coca Cola. Zur Freimarktszeit konnten wir zu Fuß zu den Autoskootern gehen, die extra für uns Schüler schon mittags geöffnet wurden. Dort traf man sich und, was noch wichtiger war, man wurde gesehen, wenn man lässig auf der Umrandung an eine Säule gelehnt stand und auf die Pärchen in den Autos schaute. Bettina und ich trugen bei solchen Gelegenheiten unsere neu erworbenen BHs und darüber schwarz-weißgestreifte Pullover und schwarze Hosen. Wir fanden es witzig, uns gleich anzuziehen, was durch unseren erheblichen Größenunterschied komisch aussah. Die größte Mutprobe bestand darin, durch den hinteren Gang der Autoskooteranlage zu gehen. Dort lümmelten die Jungen mit dem schlechtesten Ruf herum. Wagten wir es, an ihnen vorbei zu gehen, hörten wir anzügliche Bemerkungen, bekamen einen Klaps auf den Hintern oder eine Hand griff an unsere Brust. Darüber waren wir nur scheinbar empört, von Sexismus und Frauenrecht hatten wir noch nichts gehört. Im Gegenteil, wurde man nicht übel angemacht, war das eine Schande, weil man anscheinend nicht attraktiv für das andere Geschlecht war.

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