5. Dezember 1845, Matagorda Bay

kampiren mußte. Mit Tagesanbruch als Freitag den 5. December 1845 wurde unter dem Dampfkessel wieder gefeuert und Anstalten zur Weiterreise getroffen, bald darauf auch die Anker gelichtet und das Schiff zu Jedermanns Freude in Bewegung gesetzt. Der Himmel klärte sich wieder auf, aber ein sehr empfindlich kalter Norder beunruhigte die während der Nacht durchnäßten jetzt noch nicht trocknen Leute. Bei manchen stellte sich auch der Hunger ein, da wir zwar Lebensmittel bei uns hatten, die aber verpackt zur Zeit nicht zu haben waren und auch nicht zubereitet werden konnten. Nach Versicherung des Consuls Kläner würden wir höchstens nach Verlauf von 18 Stunden an unserem Bestimmungsorte angekommen sein und bedurften daher für diese kurze Dauer keiner besonderen Nahrungsmittel; denn halbgar gebratnes Rindfleisch ließ derselbe einige Fässer zur Speise auf dieser Reise auf unser Dampfschiff bringen, wovon aber sehr viel ins Meer geworfen, und das übrigen sich der Habsucht heimlich anzueignen wusste; und für den nichts übrig ließ dem ein solches widerrechtliches Nehmen nicht gut genug war. Zum Glück hatte ich mich vor meiner Abfahrt aus Galveston mit einem ziemlichen Vorrath von Weitzenbrod versorgt und durfte daher jetzt mit den Meinigen keinen sonderlichen Mangel leiden. Wir steuerten bei sehr kaltem und von öftern Regenschauern begleitetem Wetter der Mattagordabay zu und näherten des Nachmittags des 5. Decembers uns dem Eingang derselben. Wir konnten nun rechts und links Land sehen. Der Kapitain ließ eine kleine Flagge aufziehen zum Zeichen, daß er einen Lootsen verlange, der sein Schiff in die Bay führen sollte. Nach Verlauf einiger Zeit näherte sich auch wirklich ein kleines Boot unserm großen Dampfer und bald darauf stieg ein großer, rüstig kräftiger Mann an unser Bord, der der verlangte Lotse war, ein Amerikaner, der nur Englisch sprach. Nach seinen Anweisungen wurde nun das Schiff bald rechts, bald links gewendet, so daß wir den Lande bald auf der einen bald auf der anderen Seite näher kamen. Endlich waren wir ungefähr um 4 Uhr nachmittags vor dem Eingang in die Bay. Schon von Ferne nahmen wir unser furchtbaren Brausen einen hohen Wellenschlag des Meeres wahr, der durch die hier befindliche Untiefe verursacht wird; indem die Wellen sich hier auf einer Sandbank brechen und die furchtbare Brandung

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