15.Oktober 1845, Ende des Ärmelkanals

Derselbe hat seinen Wohnort und sein liebes Vaterland das Preußenland auch in der Absicht verlassen, in dem amerikanischen Texas sich eine neue Heimath zu suchen, weil auch er eine zahlreiche Familie hat, deren Ernährung ihm in Berlin äußerst sauer wurde. Die Frau ließ bei der Entbindung auch keinen Laut von sich, so daß man es nicht eher gewahr wurde, als bis das Kind anfängt zu schreien. Zu ihrem Beistande hat sie einem mit uns nach Texas übersiedelnden Arzt. Sie befand sich nach der Entbindung sehr unwohl, weil die Nachgeburt nicht abgehen wollte. Erst gegen Mittag wurde sie davon befreit und befindet sich heute schon ziemlich wohl.

Da inzwischen aber der Wind nachgelassen und das Schiff langsamer segelte, so kamen wir erst nachmittags aus dem Kanal. Gegen Sonnenuntergang wurde es ganz windstill und wir schwebten nun fast unmerklich zwischen Himmel und Wasser auf dem atlantischen Weltmeer immer weiter fort. England, Frankreich, Spanien und ganz Europa immer weiter hinter uns zurücklassend und mit jedem Windstoß, der die Segel anschwoll, vom geliebten Vaterlande sich immer weiter entfernen, überließ ich mich wehmüthig an meine daselbst zurückgelassenen lieben Angehörigen, an meinen lieben Sohn, meine theuren Freunde und Bekannte. Oft sitze ich auf dem Verdeck in Gedanken versunken, mich aller meiner Lieben der Reihe nach erinnern und mit dem Gedanken mich beschäftigend: was mögen wohl alle meine lieben, guten Freunde im alten Heimathlande machen, ob sie auch noch alle an uns in Liebe denken und wohl eine Ahnung haben, wie wir hier jetzt auf dem großen unermesslichen Weltmeer über die brausenden Wogen dahin schweben und weiter kein Boden unter unseren Füßen haben, als das hin und her schaukelnde und schwankende Schiff. Doch, der Herr hat bis hierher geholfen und uns durch seinen Engel über die gefährlichen Wellen der Nordsee und des Kanals in der sehr kurzen Zeit von 8 Tagen geleitet, wo man bei dieser Fahrt nicht selten vier bis fünf Wochen zubringen muss und die größten Gefahren, zu bestehen hat, also, daß man in jedem Augenblick in dem weit geöffneten Rachen des Todes und in den weiten Schlund des Wellengrabes sieht, wogegen uns der Engel des Herrn mit seinen Flügeln beschirmt, daß uns kein Unfall begegnete. Oh, der selbe Engel des Herrn wird uns auch die Bahn auf das

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