9. November 1845 Atlantik, 19. Breitengrad

verdunkelt wurde und durch die eilfertig vorgenommenen und fast ängstlich schnell ausgeführten Vorsichtsmaßnahmen von Seiten der Seeleute, das schreckliche Schauspiel des herannahenden Gewitters noch schauerliche und schrecklicher machte. Doch war Gott und diesmal noch gnädig, die Gefahr ging ohne Sturm und Unglück an uns vorüber; es regnet es nur ein wenig und wurde bald darauf ganz windstill. Gegen Mitternacht beunruhigte uns noch einmal ein kleines Gewitter Komma das uns mit einem ziemlichen Regenschauer benutzte sonst aber weiter keinen Nachtheil über uns verhängte. Uebrigens war der Himmel heute von aller Frühe her mit schwarzen Wolken umzogen und die Luft drückend heiß. Auch bemerken wir zwei ziemlich große Vögel über die Meeresfläche dahin Schweden und später noch einen sonderbaren Vogel von weißer und grauer Farbe und einem langen schweife, den der Kapitän "Bootsmann” nannte, weil er den Seeleuten ein freudiger Vorbote eines nicht gar fern liegenden Landes zu sein pflegt. Gegenwärtig befinden wir uns auf dem 19 gerade und 40 Minuten nördlicher Breite und haben täglich eine Hitze von 23 und noch mehr Graden (Red.: Vermutlich sind Réaumur gemeint, also etwa 29°Celsius) auszuhalten, welche des Nachts sehr beschwerlich fällt, indem man im Zwischendeck bei so vielen auf einen so eng beschränkten Raum zusammengedrängt and Leuten, dermaßen schwitzen muss, als hätte man ein Dampfbad genommen. Nachdem sich heute Nacht die meisten Leute zur Ruhe begeben hatten badete ich mich im Seewasser mit einem jungen Manne, namens Arnd *), der in Fulda im hessischen zu Hause und auf der Seereise mein Schlaf Genosse ist. Ein Fass das auf dem Vorderteil des Schiffes, auf das Verdeck zu diesem Beruf gestellt ist, wurde von uns des Wassers entleert, in welchen sich schon mehrere vorher gebadet hatten und mit frischen vermittels der vorne am Bugspriet angebrachten Schütz Pumpe wieder gefüllt. 4 Aufstieg ich zuerst hinein und badete mich bei hellem Mondenschein darin eine halbe Stunde. Als ich fertig geworden war wurde das Fass nochmals geleert und wieder mit frischem Wasser gefüllt worauf mein Genosse sich badete. Während dieser Zeit stand ich neben dem Fasse nur mit einem Hemd und ein paar Sommerkleidern bekleidet, um zu verhüten, daß der Muthwille dem badenden jungen Mann von seinen Altersgenossen keine Chikanen zufügen könnte. Nach dem Bade fühlten wir uns ungemein


*) Red.: Johanne David Arnd aus Fulda, zitiert aus https://www.immigrantships.net/v3/1800v3/neptune18460000.html

was made even darker, and thorugh the speedily planned and almost fearfully carried out precautionary measures on the part of the seamen made the approaching thunderstorm even more ominous. Still, God was merciful to us this time; the danger passed us by without a tempest and mishap; it only rained a little and soon afterwards became completely calm. Around midnight, a light thunderstorm again disturbed us, which sprinkled us with a middling rain shower but otherwise did not bring us any disadvantage. Moreover, since very early today, the sky was covered with black clouds and the air was oppressively hot. We also noticed two fairly large birds hovering over the surface of the ocean and later still another strange bird of white and gray color and with a long tail, which the Captain called "boatswain”, because he seemed to be a friendly messenger in advance of a land not far away.

Presently we find ourselves at 19 degrees and 40 minutes northern latitude and daily have a temperature of 23 and more degrees Reaumur to endure, which makes the night very difficult because in the middledeck among so many people crowded together in such a closely confined space, one must perspire to such a degree that, it is as if one had taken a steam bath. Tonight, after most people had retired, I bathed in sea water with a young man named Arnd(10), who is from Fulda in Hessen, and who is my sleeping companion on the sea voyage. A barrel, which had been placed on the forepart of the ship on the deck for this purpose, was emptied by us, since several people had already bathed in the water, and refilled with fresh water by means of a ship's pump which had been brought to the front of the bow-sprit. Thereupon, I climbed in first and bathed half an hour under bright moonlight. When I finished, the barrel was emptied and again filled with fresh water, whereupon my companion bathed. During this time I stood beside the barrel clad only in a shirt and a pair of summer trousers, in order to prevent any annoyance to the young man by the mischievousness of his contemporaries. After




(10) Arnd, Joh. David- single, age 22, from Fulda

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