17. November 1845, Kuba

angenommen, daß es dahin flog wie ein Pfeil und die brausenden Wogen mit einer solchen Gewalt durchschnitt, daß sie tosend und schäumend ihre Wasser spritzend auf das Verdeck begossen und die darauf befindlichen Leute erschrecken bis auf die Haut durchnässten. Wir segelten also schnell und heute dicht am Lande der Insel Cuba vorbei, die sich hier verflachte, in dem die längst dem Strande hinlaufenden Gebirge sich bis zu wellenmäßigen Hügeln hinabsenkten und eine weite Aussicht auf die Insel gewährten, die mit grünem Gehölz, soweit das Auge reichte, bestanden zu sein schien. Wir bogen jetzt nordwestlich um eine Ecke, wo das Meer eine unabsehbare Bucht weit in die Insel hinein bildet. Bei dem schnellen Laufe unseres Neptuns verloren wir bald alles Land aus dem Gesichte und schwebten von brausenden Wogen umgeben einmal wieder zwischen Himmel und Wasser unserem Ziele entgegen. Vertieft in Gedanken stand ich an Bord der hohen Seite des Schiffes in die schäumenden Wogen hineinschauend und oft von ihnen über und über benetzt, erinnerte ich mich der alten lieben Heimath und der darin zurückgebliebenen Lieben und Freunde, wie sie heute den Tag des Herrn so feierlich begehen mögen wie sie aus dem Gotteshause kommend sich freudig an den wohlbesetzten Tisch setzen und ihr Mittagsmahl mit Wohlbehagen verzehren, während wir hier zwar auch nicht hungern dürfen, doch aber nur mit scharf gesalzenen Speisen und uns begnügen müssen und uns nicht einmal durch einen Trunk frischen kühlenden Quellwasser erquicken können. Wie glücklich mögen sich heute meine theuren Freunde in Brosowo fühlen bei der Feier ihres gemeinsamen Kirchweihfestes. Ach! ist auch mein lieber Sohn, August dabei? Oder ist er fern von seinen Verwandten schon in seine Verhältnisse als Lehrer eingetreten? — Wie viele Jahre war ich ein freudiger Theilnehmer davon? Und jetzt? — Wie sehr haben sich die Umstände geändert? — Ich bekomme, in der unermeßlichen Ferne, die mich von meinen Lieben trennt, nicht einmal vom köstlichen Pflaumenkuchen zu kosten!

Montag den 17. November 1845. Der schöne Segelwind, dessen wir uns heute den ganzen Tag zu erfreuen hatten, förderte die Schnelligkeit unserer Fahrt sehr, so daß wir der freudigen Hoffnung Raum gaben, bald ans Land gehen zu dürfen, da uns das Seeleben von Tage zu Tage beschwerlicher

You have no rights to post comments