10. November 1845, Atlantik

gestärkt und alle unsere Glieder erleichtert, welches uns ungemein Wohltat, darum wir uns auch fest vorgenommen hatten, dieses Bades und ferner öfters zu bedienen. Obgleich wir länger als eine Stunde entkleidet in freier Luft hinter den Segeln des Vordermastes unbeständig der größte Luftzug ist, auf dem Verdeck zu brachten so war doch an eine Erkältung nicht zu denken; wir gingen daher nach 12 Uhr mit Wohlbehagen zu Bette, schliefen sehr ruhig und standen am Morgen sehr spät auf, nachdem die Sonne schon lange aufgegangen war.

Sonntag den 9. November 1845 hatte unser Neptun mit dem schwachen Passatwinde nur eine sehr mäßige Bewegung. Auch sah man heute in einer kleinen Entfernung vom Schiffe einen ziemlich großen Vogel fliegen, den einige für einen Adler, andere für einen Geier hielten, mit Bestimmtheit konnte aber niemand sagen, welche Klasse von Vögeln derselbe angehören möchte, soviel war indessen gewiß, das derselbe ein Westindischer Landvogel sein musste, der durch irgendeinen Zufall hier auf den Ozean vertrieben worden sei. Der beinahe fünfwöchentliche Aufenthalt in der See, wo sich den Augen nichts weiter als das Firmament des Himmels und die wasserbogen der unermesslichen Wasserwüste darbieten, machte beeilen die Sehnsucht recht lebendig, weil anzusehen und seinen Fuß darauf setzen zu dürfen. Der Himmel war heute heiter, die Hitze sehr groß und der Aufenthalt sowohl im Zwischendeck als auch auf dem Verdeck sehr beschwerlich, weil es sowohl am Schatten, als auch an einem kräftig wehenden kühlenden Winde mangelte. Die Nacht brachte ich mit den meisten Passagieren auf dem Verdeck zu. Jeder suchte darauf einen Platz zu gewinnen, um sein Lager, so gut es gehen mochte, darauf machen zu können. Die Leute lagen auf dem Verdeck herum, wie die Soldaten in einem Feldlager. Kaum aber hatten sie sich zur Ruhe begeben und kaum waren sie eingeschlafen als das Ganze verdeckt mit Wasser überflutet und die darauf gelagerten Leute wie vom electrischen Feuer ergriffen sich mit Blitzesschnelle von ihren Lagern wieder erhoben und Befremden nach der Ursache der Überfluthung forschten. Es ergab sich nun, daß ein badener Matrose, das zu diesem Behufe mit Wasser gefüllte fast umgestoßen, um es auf einmal zu leeren und dann wieder zu seinem Bade mit

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