11. November 1845, Atlantik

frischem Wasser zu füllen. Erst als das Wasser durch die Abzugslöcher sich verlaufen und das Verdeck wieder getrocknet war, nahm jeder seinen vorigen Platz wieder ein, legte sich zur Ruhe und schlief solange bis ihn der kommende Morgen wieder erweckte.

Montag den 10. November 1845 war fortwährend schwacher Wind und ging daher die Fortsetzung unserer Reise noch immer sehr langsam von statten. Übrigens ereignete sich heute auch nichts Neues, außer, daß wir es morgens in aller Frühe sich wieder ein großer Vogel zeigte, welcher so sehr müde zu sein schien, als wollte er Ruhe auf den Masten des Schiffes tuen und nur der Anblick so viele Menschen mochte ihn verscheucht und durch einen Fernflug aus unserem Gesichtskreis entfernt haben. Des Abends erlustigte man sich an einer Posse eines Puppenspiels, welches ein Matrose aufführte. Die Posse zeigte, wie alte Weiber auf einer Mühle wieder jung gemahlen werden. Nach Sonnenuntergang erhob sich eine frische Briese, die unserem Neptun einen schnelleren Lauf während der Nacht gab.

Dienstag den 11. November 1845 ist ein mäßiger Nordostwind, man schwitzt beim Sitzen, Liegen und Stehen und sehnt sich sehr, wieder einmal an Land zu kommen. Die Nächte werden auf dem Verdeck verschlafen, wo man sich auf eine Matratze oder auf ein Unterbett und ein Kopfkissen hinstreckt sich mit einer wollenden Decke oder seinen Kleidern bedeckt, mit dem größten Wohlbehagen ruht und am Morgen noch vor Sonnenaufgang zum neuen Müßiggängen sich erhebt. Bei der großen Tageshitze und bei den lauwarmen äußerst angenehmen Nächten, die wir mit Wohlbehagen hier täglich genießen, denke ich oft an meine theuren Freunde im lieben Heimathslande, wie sie in dieser Jahreszeit, der schon oft rauhen Witterung wegen, sich fleißig in die Hände hauchen und des Abends sich gerne in eine geheizte Stube flüchten um der empfindlichen Kühle zu entfliehen, während daß wir hier unter freiem Himmel in luftigen Sommerkleidern und in Hemdsärmeln sitzen und das Angenehme der Nächte hiesigen Klima’s empfinden. Nach der Aussage des Kapitains befanden wir uns schon gestern Mittag zweieinhalb Grad oder 35 Meilen westlich der Insel St. Thomas