17.Oktober 1845 Atlantik

haben aber keinen erlangen können. Gegen Abend ließ der Wind ganz nach, so daß das Schiff sich nur sehr langsam fortbewegt, um 7 Uhr abends aber fing es an kräftiger zu blasen und der Lauf des Schiffes nahm an Schnelligkeit dermaßen zu, daß es während der Nacht in der Zeit von 4 Stunden 9 deutsche Meilen zurück legte.

Donnerstag den 16. Oktober 1845 früh vor Tagesanbruch wurde der Wind matter, so daß er das Schiff in derselben Zeit nur sieben Meilen forttreiben konnte. Nach Sonnenaufgang blies er aus Nordost so schwach, daß wir den ganzen Tag nur sehr langsam segeln konnten. Bei der langsamen gleichförmigen Bewegung des Schiffes erhoben sich die schwachen Naturen wieder von Ihrer Seekrankheit, an welcher sie seither bis dahin gelitten hatten. Sie wagen jetzt schon ihr Bett zu verlassen und sich nach oben auf das Verdeck ins Freie zu begeben und durch Einatmung der reinen äußerst angenehmen, der Gesundheit sehr zuträglichen Seeluft zu erholen. So suchte sich jeder Kranke aufzurichten und zu erholen, nur Freund Zabel nicht, welcher fortwährend krank und schwach in seinem Bett liegen bleibt. Auch mein Julius, der zu Anfange der Seereise tüchtig Schweinefleisch gegessen, sich wahrscheinlich den Magen überladen hatte, musste jetzt dafür hart büßen, indem er ebenfalls die Seekrankheit nicht loswerden kann, sondern jedes Mal, wenn die See anfängt hochzugehen und das Schiff an zu schaukeln, er dann jedesmal Schwindel bekommt, sich matt fühlt und sich erbrechen muss. Sogar meine Frau und auch die des Zabels, welche in der Heimath eine schwächliche Natur hatten und immer kränklich waren, sind von der Seekrankheit völlig hergestellt und befinden sich ganz wohl.

Was aber die Speisung der Passagiere auf dem Schiffe anbelangt, so kann solche freilich nicht so gut und schmackhaft sein, als die daheim. Es giebt hier keine Leckerbissen, wohl aber eine nahrhafte und gesunde Kost, wobei Jedermann, der nur keinen verwöhnten Gaumen hat, bestehen kann. Wir bekommen nämlich mit Ausnahme des Sonnabends, an welchem es kein Fleisch, sondern nur Gemüse und Häringe giebt, alle Tage Fleisch mit einer zulänglichen Quantität Gemüse, das täglich wechselt. Denn es giebt entweder Erbsen, oder Bohnen, oder Graupen, oder Reis, oder Weißkraut oder Steckrüben

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