Ich erinnere mich: wir wohnten in einem Block an der Heerstraße. Im Wohnzimmer stand ein großer grüner Kachelofen, auf dem mein Vater mich setzte. Vom Fenster aus konnte ich das Geschehen auf der Hauptstraße verfolgen.

Schwere Straßenkämpfe. Eine Straßenbahn wurde umgestoßen, eine am Boden liegende ins Gesicht getreten. Von da ab habe ich alle Braun uniformierte verabscheut. Bis heute.
Meine Eltern kauften dann ein kleines Haus in der Seewenjestraße mit Garten und Hühnerstall. Dort haben wir bis zur Bombardierung 1945 gewohnt. Mit dem Nachbars Kindern haben wir Boll-an-Deck, Marmel, Seilspringen gespielt ist die Straßenlaternen angingen. Dann mussten wir zuhause sein.
Die Schule: ich bin gern zur Schule gegangen und nach der Sitzordnung zu urteilen war ich auch eine gute Schülerin. Unsere Schule hatte einen jungen-und Mädchentrakt. Wenn sich mal ein Junge verirrte, war das Gekreische groß, als wenn ein Dinosaurier erschienen wäre. Ich erinnere mich an eine junge Lehrerin, die immer einen roten Kopf bekam, wenn sie uns mit erhobenen Armen und "Heil Hitler" begrüßen musste. Diese Lehrerin war eines Tages verschwunden. Einfach weg. Unangenehme Erinnerung an den Rassenkundeunterricht. Uns Kindern wurde Kopf, Nase und Gliedmaßen vermessen und eingeteilt. Ich gehörte der den dynarischen Rasse an! Schlimm fand ich auch den Umgang mit einer stillen, hübschen Mitschülerin. Sie musste in der Ecke stehen, dufte an nichts teilnehmen. Wurde ständig isoliert. Sie war Jüdin und hat ein furchtbares Ende gefunden.
1938 wurde ich schulentlassen. Dann ein Jahr Pflichtdienst.

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