In der Seewenjestraße fuhr ein Trecker, beladen mit Rüben oder Heu. Er fuhr zu dem letzten Bauernhof in der Gegend ein paar Häuser weiter von uns. Dort wohnte unsere Freundin Anne. Sie war drei Jahre jünger als meine Schwester Rixa. Das Bauernhaus war senkrecht zur Straße gebaut mit dem Haupteingang an der Front, der aber nie benutzt wurde.

Von der Straße gingen wir über einen Hof mit großen Bäumen, der auf der einen Seite von einer Scheune begrenzt war, auf der anderen von dem Wohnhaus und von hinten durch die Stallungen. Gingen wir über den Hof nach rechts, traten wir in die bäuerliche Küche. In anderen Räumen des Hauses haben wir uns nie aufgehalten. Manchmal saßen wir am Küchentisch und malten Bilder; setzte sich die Familie zum Essen, gingen wir nach Hause oder spielten draußen weiter; so hatten es uns unsere Eltern beigebracht. Hauptsächlich spielten wir aber auf dem Hofgelände. Im Winter waren die schwarz-weißen Kühe im Stall angekettet. Dann war es dort schön warm und miefig. Im Sommer, wenn die Kühe auf der Weide waren, legten wir uns die Ketten im Stall selber um die Hälse, mimten Kühe mit Muhen und Wiederkäuen und einer von uns machte den Bauern, der den Kühen Rübenschnitzel und Heu vorwarf. Dies war ein beliebtes Spiel an Regentagen. Im hinteren Garten stand ein Miststreuer. Das war ein langes tonnenartiges Ding aus Metall. Darauf saßen wir rittlings, spielten Reiter, sangen lauthals Lieder oder machten Kunststücke. Dabei fiel ich einmal herunter und landete auf dem Hintern, so dass mir Hören und Sehen verging, ich bekam keine Luft mehr und glaubte sterben zu müssen. Auch eine schwache Sonne erwärmte das Metall angenehm warm. Darum war dieser Platz bei uns sehr beliebt.

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