15. November 1845, Insel St. Domingo

Nacht hatte ja sehr gute Wind unsern Neptun eine bedeutende Strecke seiner Reise zurücklegen lassen. Dies zeigten die fremden Gegenden mit ihren langen Gebirgen und sehr hohen Bergen auf der Insel St. Domingo, die wir beim Aufgang der Sonne deutlich sehen konnten. Auch mehrere Schiffe zeigten sich zur Rechten und zur Linken unseren Blicken, so daß wir nun keine Ursache hatten, uns als ganz einsame in der großen Wasserwüste zu beklagen; auch eine zahllose Menge fliegende Fische und mehrere einzelne Vögel verschiedener Gattung belebten die Natur um uns her und trugen mit dazu bei, daß das zagende Gemüth wieder erheitert und mit der freudigen Hoffnung ermuthigt wurde, bald seinen Fuß auf den festen Boden der mütterlichen Erde setzen zu dürfen. Des Nachmittags fingen wir an uns immer mehr von der äußersten Ecke der St. Domingo zu entfernen, von wo ab die Küste in südlicher Richtung fortläuft und aus unserem Gesichtskreis allmählich zu verschwinden anfängt. Dagegen hat sich in nordwestlicher Richtung unseren Blicken ein neues Land zu entfalten begonnen. Es ist das Land der weit ausgedehnten Insel Cuba, an welcher wir näher vorbei zu kommen scheinen als an St. Domingo. Der Wind war heute seit 4Uhr früh bis 10 Uhr Mittags nur schwach, daher ging unsere Fahrt während dieser Zeit auch nur sehr langsam vorwärts und erst am Mittag gewann der Neptun einen schnelleren Lauf, so daß wir noch heute in die Nähe von Cuba zu kommen glauben, die wir jetzt nur noch in ziemlich weiter Ferne als eine dunkle Wolke vor uns sehen können. Erst gegen 5 Uhr Abends kamen wir derselben so nahe, daß wir im Sonnenlicht die grünliche Farbe der Gewächse wahrnehmen konnten. Wir kamen an ihre östliche Spitze, die sehr gebirgig ist und sich in der Richtung nach Norden zu verflacht. Wir segelten an ihrer südlichen Küste ihrer ganzen Länge nach an ihr vorüber, von welcher wir nichts weiter sehen konnten, als die hohen schroffen Gebirge, die sich längst dem Meere also zu unserer Rechten in unabsehbarer Länge vor unserem Auge ausdehnten, deren Gipfel vom Nebel und Wolken dermaßen eingefasst zu sein schienen, daß sie dem Auge einen imposanten Anblick gewährten. Des Abends sahen wir zwischen den hohen Gipfeln der Berge ein kleines Feuer, das wahrscheinlich aus der Hütte eines dortigen Bewohner zu uns herüber strahlte, von wo wir ungefähr

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