13. November 1845, nahe Cap Francais

Land war das Cap. Cabron; heute Morgen befanden wir uns in der Nähe des Caps Prancais (Red.: Francais?), von hier ungefähr fünf deutsche Meilen entfernt sein können. Dem Anschein nach ist es kaum eine Meile von uns entfernt.Zur Zeit des Sonnenaufgangs konnten wir eine ziemlich lange Strecke der hoch aus dem Meere hervorragenden großen Insel, so weit das Auge reichte, längste Küste mit ihrem Gebirgszügen und sehr hohen Bergen deutlich übersehen. Als aber die Sonne höher gestiegen, hüllte sich die ganze Insel in dunkle Nebel und im schwüle elektrische Wolken von weißer Farbe ein, aus welchen sie nur als eine blaue dunkle Wolke sich unseren Augen darstellte. Nachmittags wurde uns eine noch größere Freude bereitet; wir sahen nämlich schon von Morgen an in der Ferne vor uns ein Schiff, dem wir Kraft des schnelleren Segels unseres Neptuns immer näher kamen, und nachdem wir uns denselben ziemlich genähert hatten, betrachtete es unser Kapitain durch ein Fernrohr, der es für ein Bremer Schiff, namens Weser, erkannte, das er früher selbst geführt hatte. Sogleich wurde auf unserem Schiffe die Bremer Nationalflagge aufgezogen, bald darauf auch auf dem anderen Schiffe. Als wir aber ein ziemlicher Nähe bei demselben waren, machte es eine schnelle Wendung vermöge welcher es sich an unsere linke Seite legte, da wir es sonst zur rechten Hand hinter uns gelassen hätten. Hierauf näherte es sich aber wieder in einer schrägen Linie unserem Neptun und als wir so nahe zusammen waren, daß man einander zurufen konnte, so unterredeten sich die beiden Kapitaine vermittels eines Sprachrohrs, wodurch wir vernahmen, daß die Weser 95 Passagiere, (ebenfalls texanische Einwanderer) mit der Bestimmung nach Galveston an Bord habe, bereits seit dem 17. September des Jahres schon in See sei, 20 Tage zur Durchfahrt durch den Kanal gebraucht habe, jetzt schon 55 Tage auf der Seereise sich befindet und ein Kind durch den Tod verloren habe. Was das Zusammentreffen mit diesem Schiffe aus der deutschen Heimath, hier in einem fremden Welttheil mitten auf dem Bogen im Weltmeer für einen freudigen Eindruck auf uns alle gemacht hat, das läßt sich zwar schwerlich beschreiben, doch aber leicht fühlen, wenn man bedenkt, daß, nachdem man seit 5 Wochen nichts weiter als Himmel und Wasser gesehen, nun auf einmal so unverhofft in die Nähe so vieler verwandter

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