20.Oktober 1845 Portugal

Gegenständen zu Gesicht bekommen können. Das Wetter ist hier so milde so warm, als wie an den schönsten Sommertagen der lieben Heimath. Wenn wir nun auf dem Verdeck uns sonnen und der milde Wärme, die durch den frischen Ostwind noch milder und angenehmer wird, und höchlich erfreuen und den Schöpfer darüber loben und preisen, dann verplaudern wir auch manches Wort vertraulich von dem verlassenen lieben Heimathland und wie die Leute dort, unsere lieben zurückgelassenen Freunde nun das Rauhe der späten Jahreszeit empfinden und sich vielleicht oft beim Ausgraben der Kartoffeln in die Hände hauchen müssen, während wir jetzt in einer Gegend uns befinden, wo die milde Wärme der Sonnenstrahlen uns erfreut. — Daß aber in der Gesellschaft der Passagiere sich auch unanständige und schlechte Menschen befinden, mag folgender Vorfall, der sich in der vergangenen Nacht ereignete, ein Beweis davon liefern. Der schon früher einmal erwähnte Berliner hatte in dem neben seinem Lager stehenden Kasten, der nur mit einem kleinen Nagel verschlossen war, einen Vorrat von feinem Zwieback und Zucker für seine nach der Entbindung kranke Frau. Derselbe wurde während der Nacht geöffnet, der darin vorhandene Zwieback und Zucker entwendet und an deren statt menschlicher Koth hineingethan, so daß alle übrigen in dem Kasten befindlichen Sachen dadurch verunreiniget wurden. Ein anderer hatte sich während der Nacht im Branndtwein berauscht und wie ein Schwein die Hosen voll gemacht und war am Morgen auf Veranlassung des Steuermanns aus dem Zwischendeck hervorgeholt und in ein besonderes Lokal auf einige Zeit eingesperrt worden. — Das Schiff ging aber den ganzen Tag ziemlich rasch vorwärts, doch ohne daß dasselbe sehr geschwankt hätte, darum wurde auch des Abends nach Sonnenuntergang wieder Tanzmusik veranstaltet wo man sich bis 9 Uhr spät mit Tanzen vergnügte. Diejenigen, welche nicht tanzten, standen auf dem Verdeck umher und sahen zu. Der Kapitain ließ in einer Laterne Licht anzünden und sie auf das Verdeck der Kajüte stellen den Tanzenden zur Leuchte. Nach 8 Uhr stieg auch das milde Himmelslicht der freundliche Mond aus dem Meere empor und erhellte mit seinem sanften Strahlen das Dunkel der Nacht noch mehr. Es war bei diesem Vergnügen mitten auf dem großen Weltmeer dem Nachdenkenden ganz besonders zu Muthe.

You have no rights to post comments